Es gibt Auswanderer und es gibt Teilzeitauswanderer. Johnny ist ein typischer Teilzeitauswanderer! Er liebt das Reisen, er liebt die Freiheit.
Bevor Johnny das Reisefieber gepackt hat, war sein Leben „grau in grau“. Mit der ersten Bali-Reise ist Farbenpracht in sein Leben gekommen. Seither verbringt er jedes Jahr viele Monate im Ausland, am liebsten in Südostasien oder in Südamerika. Teilzeit-Auswanderer ist er somit im Grunde schon seit 15 Jahren.
Im folgenden Interview spricht Johnny darüber, wie er vom Sesshaften zum modernen Nomaden wurde und wie er sein persönliches Auswanderungs-Modell in Teilzeit gefunden hat.
Interview mit Johnny, dem ultimativen Teilzeit-Auswanderer
1. Bitte beschreibe deine derzeitige Lebenssituation. Wo bist Du und was macht Du gerade?
Ich bin seit April 2007 konstant mehrheitlich oder mindestens hälftig im außereuropäischen Ausland. Seit August 2011 bis Juni 2020 sechs bis acht Monate in Südostasien, hauptsächlich in Thailand. Bedingt durch die „China-Grippe“ war ich gezwungen, mich auf die andere Erdhalbkugel zu begeben und wählte als neue Heimat Mexiko, wo ich sechs Monate, bis Ende Mai 2021, lebte. Ich wollte nach einem Abstecher nach Old Europe nach zwei bis drei Monaten wieder nach Mexiko. Leider bin ich durch zwei operative Eingriffe am Bein gezwungen, mich bis mindestens Ende März zu gedulden, bevor es dann wieder nach Mexiko, Guatemala, Nicaragua und Kolumbien geht.
2. Was verbindest Du mit dem Begriff Heimat?
Heimat ist für mich da, wo ich mich wohlfühle. Ich verbinde damit mehr Menschen als Orte. Verwurzelt bin ich schon mit Deutschland und Eritrea. Das schönste Lebensgefühl habe ich aber in Südostasien und Lateinamerika.
3. Wie bezeichnest Du selber deinen Lebensstil bzw. was antwortest Du in der Regel auf die Frage “Where are you from?”
Meinen Lebensstil würde ich mit dem – inzwischen verbreiteten – Begriff Langfristig Reisender beschreiben. Immer auf der Suche nach Leichtigkeit im Leben. „Where are you from?“ „I am from Germany with Eritrean roots and at home wherever destiny takes me.”
4. Gab es einen Moment, an dem Du vom Sesshaften zum Nomaden geworden bist?
Ja! Felix, einer meiner besten Freunde, ist 2011 auf Bali gewesen und hat mich dahin locken wollen. Ich meinte scherzeshalber „Was soll ich denn bei den Chinesen?“ Daraufhin sendete er mir Video-Clips von der Insel und drei Tage später war ich auf Bali. Nach vier Wochen wollte ich nicht wieder weg. Das war der Beginn einer Leidenschaft!
5. Wie wählst Du deine Reiseziele aus?
Ganz einfach: Tropen? Check. Bei Südostasien ist das Gesamtpaket stimmig: Wetter, Mentalität, Essen, Entertainment, Strände. Latein-Amerika ist für mich wegen der Sprache und der herzlichen Art der Menschen attraktiv. In Zukunft würde mich Afrika reizen. Zuerst Ost-, dann Süd- und West-Afrika.
6. Wie entscheidest Du, wann es an der Zeit ist, weiterzuziehen?
Ich verbringe gerne Wochen und Monate, sobald mir ein Ort besonders gefällt! Danach entscheidet das Gefühl, ob und wann es weitergehen soll.
7. Was reizt dich am Unterwegssein?
So sehr ich das Leben liebte vor der Reiserei, es erschien mir eintönig, gleichgültig. Mit Bali damals fing für mich die Farbenpracht des Lebens an!
8. Könntest Du dir vorstellen, irgendwann nur noch an einem Ort zu leben?
Vorstellen, ja, aber auch wenn man mal Familie hat, heisst es nicht automatisch, dass man an einen Ort gebunden sein muss. Ich treffe auf meinen Reisen sehr oft auf Familien mit Kleinstkindern und auch Babies.
Hotelierssohn will Fussballprofi werden
Ohne seine Sportverletzung mit 17 Jahren wäre Johnny wahrscheinlich Fußballprofi geworden. Heute ist er der klassische Teilzeitauswanderer. Das Gefühl von Flow, das ihm früher der Fußballsport beschert hat, erlebt er heute beim Unterwegssein.
Johnny ist in Asmara, Eritrea, als Sohn eines Hoteliers geboren. Der Beruf seines Vaters wird allerdings erst viel später eine Rolle in seinem Leben spielen. Auf der Flucht vor dem Krieg kommt die Familie schließlich über Umwege nach Deutschland und schlägt hier neue Wurzeln.
Berufswunsch: Früh in Rente gehen!
Während seiner Schulzeit fragt die Lehrerin die Klasse nach Berufswünschen, Johnny sagt lakonisch: “Ich möchte früh in Rente gehen.” (*Affiliate) Seine Lehrerin findet das “unsozial”, aber er steht zu seiner Aussage. Heute sagt er: “Wahrscheinlich fehlten mir damals die richtigen Vokabeln. Ich wollte einfach nicht in ein Anstellungsverhältnis. Ich hatte schon damals eine akute Allergie gegen die Wörter weisungsgebunden und abhängige Beschäftigung.”
Nach einem BWL-Studium geht es dann doch erst einmal in eine Anstellung, nämlich in die Controlling-Abteilung der AWO. Johnny ist gut mit Zahlen, das war schon in der Grundschule so. Als sich die Chance ergibt, in den Vertrieb bei einem Telefonanbieter einzusteigen, steigt er aber aus dem 9-to-5-Job aus. Der Ruf der Freiheit wird lauter. Nach guten zwei Jahre als Vertriebsleiter zieht das Unternehmen den Stecker und Johnny jobbt nun als Aushilfs- und Nachhilfelehrer.
American Express macht Johnny zum Auswanderer
Im Jahr 2007 ergibt sich endlich die Gelegenheit, Auswanderer zu werden. American Express sucht für seine Dependance in Madrid deutschsprachige Mitarbeiter. “Im Süden, in der Sonne leben und nebenbei auch noch Spanisch lernen. Da konnte ich nicht widerstehen.”
Drei Jahre später ist der frischgebackene Expat wieder in Deutschland, dieses Mal in Köln. Und dann kommt der Gamechanger: Airbnb-Vermietung weitet sein Geschäft nach Deutschland aus. Johnny ist einer von vier Pionieren in Köln, die sich an dieses neue Geschäftsmodell herantrauen. Sein Leben ändert sich schlagartig, denn nach kurzer Zeit merkt er, dass er die kommerzielle Untervermietung über Airbnb auch outsourcen kann.
Neben meinem Hobby Freiheit entdeckte ich ein zweites Hobby, nämlich das dauerhafte Reisen.
Johnny – ein Teilzeit-Auswanderer
Airbnb-Vermietung als Around-the-World-Ticket
Das passive Einkommen aus dem Airbnb-Geschäft erlaubt es ihm, Südostasien zu bereisen. So kann er länger unterwegs sein, ohne Vollzeit-Auswanderer zu werden. Es geht nach Indonesien, Thailand, Vietnam, Kambodscha, Malaysia und Laos. Immer gemächlich, nie hektisch. Heute nennt man diese Art des Reisens wohl Slow Travel. Die Insel Ko Phangan in Thailand wird in den nächsten zehn Jahren zu seiner Homebase. Im Moment ist Johnny noch in Deutschland, aber die Koffer sind bereits gepackt!
Mehr zum Thema Airbnb-Vermietung in diesem How-To-Artikel!
Suchst Du auch nach einem Auswanderer-Modell für dich? Tausche Dich gerne mit uns aus. Du bist selbst Teilzeitauswanderer? Erzähl uns doch deine Geschichte im Interview. Schreibe uns gerne an!