Die Rente ist sicher! Ob Norbert Blüm mit dieser Aussage optimistisch oder opportunistisch war, wird jeder anders beantworten. Nun hat Kanzler Olaf Scholz im Sommerinterview gesagt, dass die Rente doch nicht mehr sicher ist. Ein Satz, der eigentlich ein mediales Erdbeben hätte auslösen sollen. Hat er aber nicht.
Sicher ist wohl auf jeden Fall, dass die Rente in der Zukunft noch weniger üppig sein wird. Das sieht auch jeder, der seinen jährlich versendeten Rentenbescheid nicht sofort ungesehen abheftet. Vor diesem Hintergrund wandern die Gedanken bei immer mehr Bürgern ins Ausland. Wo kann ich günstiger, wo kann ich besser leben? Bei der Flucht vor der Pfandflaschenrente ist Geo-Arbitrage das Schlüsselwort.
Deutsche Rente im Ausland: Kürzungen sind Geschichte
Die guten Nachrichten zuerst: die deutsche Rente im Ausland wird ungekürzt überwiesen. Bis zu einer Gesetzesänderung im Jahr 2013 war dies nicht immer der Fall. Bei ausländischen Staatsangehörigen mit Rentenansprüchen in Deutschland, die in einem Land ohne Sozialversicherungsabkommen, also außerhalb der EU, lebten, wurde die Rente um bis zu 30 Prozent gekürzt.
Wer mit wenig Geld auswandern möchte, sucht in der Regel nach Ländern mit niedrigen Lebenshaltungskosten. Die Frage, die sich immer mehr Auswanderer stellen: An welchem Ort der Welt kann ich das Meiste aus meinem Portemonnaie rausholen?
Beliebte Destinationen für eine solche Auswanderung sind wegen der deutlich niedrigeren Lebenshaltungskosten vor allem außereuropäische Ziele. Südostasiatische Länder wie Thailand, Indonesien, Malaysia und die Philippinen stehen hoch im Kurs. Populär bei Rentnern sind im amerikanischen Raum Länder wie Panama, Mexiko, Ecuador und Kolumbien. In Afrika sind Namibia und Südafrika für die deutsche Rente im Ausland attraktiv. Wer weniger Fernweh hat, den zieht es vielleicht in die Türkei, nach Bulgarien, Portugal oder Ungarn.
Riesterrente ist nationalistisch: Wegzug wird bestraft!
Obwohl die gesetzliche Rente von der Deutschen Rentenversicherung im Ausland nicht mehr beschnitten wird, haben Auslandsrentner meistens finanzielle Nachteile durch eine Auswanderung. Tragisch ist zum Beispiel die Situation für alle, die – wie vom Staat empfohlen – eine Riester-Rente bespart haben. Sie müssen bei einem Umzug außerhalb der EU alle staatlichen Zulagen und Steuervorteile zurückzahlen. War dir dies bewusst? Auf der Website der Deutsche Rentenversicherung kannst Du diese schlechten Nachrichten selbst im Detail überprüfen.
Bei Erwerbsminderungsrenten kann es ebenfalls Einschränkungen geben. Wenn nicht nur aus gesundheitlichen Gründen eine Erwerbsminderungsrente genehmigt wurde, sondern aufgrund der Erwerbsminderung dann auch kein passender Arbeitsplatz gefunden werden konnte, kann es zu einer Kürzung der Rente im Ausland kommen. Im schlechtesten Fall wird diese gar nicht mehr gezahlt.
Wenn Rentner ihre deutsche Rente im Ausland beziehen und dauerhaft in bestimmten Ländern wohnen, sind in Deutschland keine Steuern auf die Rente zu zahlen. Das klingt erstmal gut. Aufgrund der Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) muss der Rentner seine Renteneinkünfte allerdings dann dort versteuern. Das kann ein Vorteil sein, wenn die Besteuerung im Auswanderungsland niedriger als in Deutschland ist. Hier findest Du eine Übersicht zu den Steuersätzen von 37 Ländern, die ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland haben.
Flucht ins Ausland oder Fluch im Inland?
Soll ich oder soll ich nicht? Lebst Du weniger als sechs Monate im Ausland, ändert sich nichts und deine Rente wird dir wie gewohnt überwiesen. Ziehst Du ins Ausland und lebst mehr als sechs Monate dort, ändert sich dein rechtlicher Status und Du musst dort Steuern zahlen.
Fazit: Es könnte sinnvoll sein, Teilzeitauswanderer zu werden. Den Sommer in Deutschland verbringen und in den kalten Wintermonaten ab in die Sonne und Lebenshaltungskosten sparen. Wie man das gestalten kann, nehmen wir in einem der nächsten Artikel unter die Lupe.
Danke für die wertvollen Tipps …
Sehr gerne, Gisela!
Wir waren nach der Recherche selbst überrascht, aber auch froh, diese Fakten zu kennen.