Auswandern nach Irland ist das nächste Interview in unserer Reihe „Auswandern nach…“ Wir wollen für euch herausfinden, warum Menschen Deutschland verlassen und welche Hürden sie dabei zu überwinden haben.
Lest dazu auch gerne unsere Interviews zum Auswandern nach Neuseeland und zum Auswandern nach Bulgarien.
Miriam und Markus sind in Bayern aufgewachsen und haben vier Kinder im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren. Sie sind 2018 ausgewandert und leben heute im Südwesten von Irland. In diesem Interview erfahrt ihr, wie emotional eine Auswanderung ist und welche negativen Gefühle diese im Umfeld auslösen können.
1. Was hat euch bewogen, von Deutschland nach Irland auszuwandern?
Wir haben schon immer darüber nachgedacht, dass es viele spannende Länder gibt, in denen wir leben könnten. Kanada war zum Beispiel immer weit oben auf unserer Liste.
Wir haben Deutschland 2018 verlassen, weil wir mit dem Schulsystem unzufrieden waren und wir den Kindern eine Pause von der Schule schenken wollten. Miriam war dann mit den Kids mehrere Jahre auf Reisen, Irland war das erste Land, das sie besucht hat. Markus konnte aus beruflichen und emotionalen Gründen erst einige Jahre später richtig folgen.
Wir waren schon immer Slow Traveler, d.h. wir haben fast immer für mehrere Wochen irgendwo ein Haus gemietet und uns dort auf Land und Leute eingelassen. Heute lieben wir Irland für seine Natur, seine offenen Menschen, seine Flexibilität und seine Bildungsfreiheit. Gelandet sind wir in Glenbeigh, Co. Kerry, das ist im Süd-Westen von Irland. Wir leben 1.5 km vom Meer entfernt und zum höchsten Berg Irlands sind es auch nur 30km. Wir leben somit zwischen Bergen und Meer 🙂
2. Welche bürokratischen Hürden hattet ihr zu überwinden?
Eine wirkliche bürokratische Hürde hatten wir nie. Durch die Festanstellung von Markus in Deutschland in den ersten Jahren konnten wir viele deutsche Systeme (Krankenkasse, Kindergeld etc.) erstmal weiter nutzen. Eine Auswanderung erfordert die Umstellung fast aller Verträge und bedeutet somit schon einiges an Arbeit. Dies solltet man nicht unterschätzen und auch nicht ohne Plan starten. Es gibt heute bereits viele gute Coaches, die dich auf dem Prozess der Auswanderung begleiten. 2018 war das Angebot noch viel viel kleiner.
3. Welche emotionalen Hürden hattet ihr zu überwinden?
Durch das Auswandern entsteht eine reale Distanz zur Ursprungsfamilie und Freunden. Hier gehen viele Kontakte verloren, nur die wirklichen Freundschaften bleiben bestehen.
Durch das Herausnehmen der Kinder aus der Schule löst man bei vielen Menschen Ängste und Unverständnis aus. Auch den Start einer Selbständigkeit können viele Menschen nicht nachvollziehen.
Für uns hat der Weg der Auswanderung viele emotionale Hürden gebracht. Wir sind diese alle aktiv angegangen und haben mit verschiedenster externer Unterstützung viele unserer Schatten erkannt und bearbeitet.
Durch das Auswandern entstehen Verurteilungen und Neid.
Miriam & Markus
4. Wie hat sich eure berufliche Situation verändert?
Wir haben uns mit Turtle Transformation selbständig gemacht. Wir begleiten nun Familien bei der Auswanderung, wir begleiten Firmen hin zu einer menschlicheren und familienfreundlicheren Führung und wir begleiten Kultur-Transformationen. In 2023 organisieren wir ein großes Familien-Festival, das Familienurlaub mit Persönlichkeitsentwicklung verbindet und Familien für all die anstehenden Veränderungen stärken soll.
5. Wie fühlt sich der Alltag in Irland im Vergleich zum Alltag in Deutschland an?
Ganz anders. Wir sind nun als Selbständige nicht mehr im Büro, wohnen auch nicht mehr in der Stadt, die Kinder gehen nicht mehr zu Schule, wir entscheiden jede Woche neu, was unsere Prioritäten sind. Es fühlt sich alles viel freier, schöner, flexibler und erfüllender an.
6. Welche Schattenseiten hat das Auswandern nach Irland?
Wir sehen keine richtigen Schattenseiten. Natürlich vermissen wir an manchen Tagen die Vielfalt (Kino, Cafés, vegane Restaurants) einer Stadt wie z.B. Berlin.
7. Welchen Tipp würdet ihr Menschen geben, die über eine Auswanderung nachdenken?
An sich selbst arbeiten und nicht mit dem Rucksack der Altlasten auswandern und dann im neuen Land dieselben Probleme wie in Deutschland haben. Emotionale Arbeit hilft viel und ist nicht zu unterschätzen.
Bist Du auch ausgewandert und hast Lust, deine einzigartige Story mit unserer Teilzeitauswanderer-Community zu teilen? Schreib‘ uns gerne an!