Im letzten Jahr sind laut dem Statistischem Bundesamt 270.000 Bürger aus Deutschland ausgewandert. Hier sind die beliebtesten Zielländer für Auswanderer:
- Schweiz
- Österreich
- Spanien
- Frankreich
- Niederlande
Diese Länder sind auf den ersten Blick ungeeignet für Menschen, die mit wenig Geld auswandern möchten. Stellt sich die Frage: Wohin also auswandern mit wenig Geld?
Bevor wir nach einer Antwort auf diese Frage suchen, möchten wir dazu ermutigen, sich nicht von einer prunkvollen Fassade blenden zu lassen. Wer beim Auswandern nach Frankreich an Paris oder Nizza denkt, der wird tatsächlich mit wenig Budget auch wenig Lebensqualität haben. Wir haben dank Housesits im französischen Nirgendwo festgestellt, dass es dort rustikale, kleine Häuser für rund 50.000 Euro zu kaufen gibt. Was kann man mit diesem Budget in Deutschland kaufen?
Auch in Spanien kann man günstiger leben als in Deutschland, sogar im Urlaubsparadies Mallorca. Wir waren überrascht, dass trotz zahlreicher Unkenrufe aus Deutschland, das alltägliche Leben auf Mallorca günstiger als daheim war. Der Sprit war in der Regel zwanzig Cent billiger und im Café außerhalb der Touristenknoten haben wir im Vergleich zu Köln nur die Hälfte bezahlt. Einige Lebensmittel waren im Supermarkt vergleichsweise leicht teurer, zum Beispiel das Bier oder das Fleisch. Wer da locker ist und sich den lokalen Gepflogenheiten anpasst, fährt in der Regel auch finanziell besser. In einer Weinregion also eher zum Hauswein greifen und am Meer lieber Dorade als Steak bestellen.
Wir hören und lesen die Frage „Wohin auswandern mit wenig Geld?“ immer häufiger. Kein Wunder, da die alltäglichen Kosten vielen Normalverdienern über den Kopf wachsen.
Ich erinnere mich noch, wie ich damals bei der Griechenland-Krise dachte: Wie können sich die normalen Griechen bei diesem Lohnniveau das Leben überhaupt leisten? Heute sehen wir, dass wir in Deutschland vor dem gleichen Dilemma stehen: Der Monat ist immer öfter länger als das Gehalt. Die Mittelschicht wird ausgebootet, der Abstand zwischen der arbeitenden Bevölkerung und derer, die dauerhaft von Transferleistungen leben, wird immer schmaler. Die Mittelschicht ist dabei, mit der Unterschicht in einen Verteilungswettbewerb zu treten, während die Oberschicht schon lange de facto international lebt. Kein Wunder also, dass die Frage „Wohin auswandern mit wenig Geld?“ immer lauter dröhnt.
Etwas anderes hat sich aber auch verändert, nämlich das mediale Narrativ, dass Auswandern nur etwas für Millionäre und TV-Stars ist. Natürlich hat eine Staatswirtschaft kein Interesse daran, steuerzahlende Bürger zu verlieren. Nicht verwunderlich also, dass man das Thema Auswandern eher madig machen möchte. Konkurrenz schadet dem Geschäft, wenn man sein Monopol erhalten möchte. Nur wer einen oder mehrere Vergleiche hat, mehrere Optionen, ist ein informierter Konsument. Bei jedem anderen Thema wäre uns dieses Konzept sofort eingängig, nur bei der Auswahl des Wohnorts haben die meisten Deutschen wohl einen chronischen Home Bias.
Wohin auswandern mit wenig Geld?
Damit sind wir mitten im Thema Geo-Arbitrage. Geo-Arbitrage ist keine Astrophysik, auch wenn es etwas hochtrabend klingt. Einfach gesagt: Geo-Arbitrage ist Arbitrage im Raum. Wer zum Beispiel 1.000 Euro Einkünfte erzielt (Rente, Mieten, Dividenden etc.), kann sich mit diesen 1.000 Euro in Thailand oder der Türkei wesentlich mehr leisten als in Deutschland. Mit anderen Worten: An welchem Ort der Welt kann ich das meiste aus meinem Portemonnaie rausholen?
Auch wenn das Ausnutzen von Arbitragen für Auswanderer mit wenig Geld obligatorisch sein muss, sollte es nicht das Maß aller Dinge sein. Lebensqualität hat viele Dimensionen, aber ehrlicherweise muss man feststellen: In der Schweiz wird man als frugaler Auswanderer nicht glücklich werden. Wenn man die lokalen Angebote mangels Geld nicht wirklich nutzen kann, wird man sich irgendwann wie ein Bürger zweiter Klasse fühlen.
Hier sind einige bei Auswanderern beliebte Länder, bei denen aktuell Geo-Arbitrage möglich ist: Bulgarien, Spanien, Italien, Serbien, Thailand, Indonesien, Mexiko.
Wir sind der Meinung, dass ein längerer Aufenthalt in einem dieser Länder nötig ist, um wirklich einschätzen zu können, inwieweit Geo-Arbitrage möglich ist. Jeder hat ein eigenes Ausgabenprofil und davon ist es abhängig, wie weit man sein Budget ausdehnen kann.
Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst manipuliert hast!
Apropos Auswander-Statistiken: Wir gehen übrigens davon aus, dass es eine enorme Dunkelziffer an Leuten gibt, die die meiste Zeit des Jahres im Ausland verbringen. Auf der Finca in Mallorca oder im Apartment an der Algarve. Hinzu kommen die ganzen Vanlifer, die modernen Nomaden. Nach unserer Definition sind das die Teilzeitauswanderer, die in keiner offiziellen Statistik auftauchen. Wir treffen bei unseren Auslandsaufenthalten immer mehr von ihnen. Digitale Nomaden, Privatiers, Aussteiger, Rentner, Globetrotter!
Auch Unternehmer haben in anderen Ländern oft bessere Chancen
Die Gründung eines Unternehmens ist nicht in allen Ländern so teuer, bürokratisch und kompliziert wie in Deutschland. Wer also etwas FU-Money angespart hat, sollte sich nicht scheuen, über den Tellerrand zu schauen. Je mehr Optionen ich zur Auswahl habe, desto besser wird in der Regel mein Outcome sein. Dafür muss ich mir allerdings die Zeit nehmen, möglichst viele Länder und Regionen kennenzulernen. Nach unserer Erfahrung geht das besonders elegant, wenn man sich als Housesitter bewirbt. Lies dazu gerne die zahlreichen Artikel auf unserem Blog zu dem Thema.