Digitale Nomaden: Interview mit Slomad Stefanie

Meet Slomad (Slow Nomad) Stefanie. Sie lebt seit Juli 2021 in Thailand, arbeitet dort freiberuflich als Übersetzerin und Texterin.

Früher war Stefanie wie wir eine Teilzeitauswanderin, die vor dem deutschen Winter flüchtete. Überwintert hat sie dann in Teneriffa, Koh Lanta (Thailand), Hoi An (Vietnam) und Bali (Indonesien). 

Während des Lockdowns hat sie ihre sieben Sachen gepackt und den Absprung ins digitale Nomadenleben geschafft – obwohl sie sich selbst als introvertiert bezeichnet und fürchtete, das Nomadenleben könnte auf Dauer zu einsam werden. 

Als digitale Nomadin hilft Stefanie heute anderen dabei, den Traum vom Arbeiten von unterwegs zu verwirklichen.

Stefanie ist nicht nur Diplom-Dolmetscherin, sondern auch systemisch ausgebildeter Coach. Diese Ausbildung und ihre eigene Erfahrung nutzt sie heute, um anderen Aussteigern, Auswanderern und digitalen Nomaden dabei zu helfen, den Traum vom multilokalen Arbeiten umzusetzen. 

1. Was hat dich dazu bewogen, Deutschland 2021 den Rücken zu kehren?

Da muss ich ein wenig ausholen. Tatsächlich habe ich mich in Deutschland nie zu 100% zuhause gefühlt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie sich meine Eltern – ich war gerade fünf oder sechs Jahre alt – darüber unterhielten, nach Spanien auswandern zu wollen. Und wie enttäuscht ich war, als sie die Pläne wieder verwarfen.

Tatsächlich bin ich mein ganzes Leben lang gereist. Auch meine Entscheidungen, Dolmetschen zu studieren, rührte primär aus dem tiefsitzenden Wunsch, die Welt zu entdecken.

Auf einer meiner “Winterfluchten” machte ich dann Bekanntschaft mit dem digitalen Nomadentum und wusste sofort: So will ich leben! Allerdings habe ich lange gezögert, den endgültigen Schritt zu gehen. Meine größte Angst war, dass dieses Leben speziell für mich als eher introvertierte Person enorm einsam werden könnte.

Und dann kam Covid, mitsamt den Lockdowns. Im deutschen Winter. Und ich dachte nur: “Viel einsamer als da kann’s nicht werden.”

Also packte ich meine Koffer, schnappte mir mein Laptop und kaufte ein One-Way-Ticket nach Thailand.

2. Wir haben den Eindruck, dass es das Vorurteil gibt, Auswandern ist entweder für Mittzwanziger oder für Rentner. Wir und auch Du sind Ü45. Welche Rolle spielt das Alter beim Thema Auswandern in deinen Augen?

Die Entscheidung, Freunde, Familie, liebgewonnene Gewohnheiten und Besitz zurückzulassen, fällt meines Erachtens umso leichter, je jünger man ist. Als Mittzwanziger kurz nach dem Studium ist man meist deutlich flexibler und hat auch schlichtweg weniger Zeug angehäuft. Allein das Ausmisten meines Kellers hat mich mehrere Wochen gekostet 😃

Auch ist es für viele jüngere Menschen oft leichter, neue Kontakte zu knüpfen. Sie leben in Hostels, gehen auf Partys usw.

Grundsätzlich müssen wir jedoch unterscheiden, ob wir von Auswanderern – also Personen, die dauerhaft an einem Ort leben – oder von digitalen Nomaden – die ortsunabhängig leben – sprechen. Unter den Auswanderern sind alle Altersgruppen vertreten. Bei den digitalen Nomaden sieht das ein wenig anders aus. Zwar gibt es auch hier Leute jenseits der 45, doch im Schnitt ist die Community gute 10 bis 15 Jahre jünger. Man muss sich also damit anfreunden, immer die Älteste beim Meetup zu sein.

Auch habe ich für mich festgestellt, dass ich andere Bedürfnisse habe: Ich will schön wohnen, möchte schnell draußen in der Natur sein, brauche mehr Ruhe und reise vor allem deutlich langsamer.

Stefanie liebt Slow Traveling, am liebsten in der Natur.

3. Wie gefällt dir das Digitale-Nomaden-Leben?

Ganz ehrlich?
Das war die beste Entscheidung meines Lebens!
Ich liebe die Freiheit, die weltoffene Community, das Leben an den schönsten Orten der Welt. Und die Tatsache, dass ich in kürzester Zeit meine sieben Sachen (viel mehr sind es nicht mehr) gepackt habe, wenn mich der Travel Bug plagt.

4. Wie finanzierst Du dich aktuell als digitale Nomadin in Thailand?

Ich habe mich 1999, unmittelbar nach meinem Abschluss als Diplom-Dolmetscherin, selbständig gemacht und bereits seit 24 Jahren ein ortsunabhängiges Business. Das war natürlich ein immenser Vorteil. Mein Passion-Business ist jedoch, andere angehende digitale Nomaden dabei zu unterstützen, sich ihren Traum von Reisen und Arbeiten zu erfüllen.

5. Warum hast Du dich dazu entschieden, eine US-LLC zu gründen? Welche wirtschaftlichen Vorteile sind damit für digitale Nomaden verbunden?

Da ich als Übersetzerin und Texterin B2B – also mit anderen Unternehmen – arbeite, muss ich diesen eine Möglichkeit bieten, meine Leistungen steuerlich geltend zu machen. Ganz konkret bedeutet dies: Ich brauche eine Steuernummer.

Ich hätte natürlich meinen Steuerwohnsitz in Deutschland beibehalten können, aber wer will das schon bei einem Spitzensteuersatz von 42%?

Eine weit bessere Lösung für Einzelunternehmer ist eine US LLC. Solange man keine Geschäfte mit oder in den USA tätigt, fließen die Einnahmen aus der LLC direkt an den Inhaber durch und müssen im Land des Wohnsitzes bzw. Steuerwohnsitzes versteuert werden. In Kombination mit dem richtigen Aufenthaltsland kann man so enorm viel Geld sparen.

6. Ist die Gründung einer US LLC teuer und kompliziert oder ist das nur ein Mythos? Kann jeder eine US LLC gründen?

Die Gründung einer US LLC ist simpel. Normalerweise beauftragt man damit einen sogenannten “Registered Agent”. Dieser kümmert sich um die Registrierung und die Beantragung der Steuernummer, stellt einem eine Firmenadresse zur Verfügung und macht die jährlichen Reportings.

Ein bisschen kniffliger wird es bei einigen Berichtspflichten. Da muss man sich etwas durch das Amts-Englisch quälen und auch mal das ein oder andere Formular 3x lesen. Oder sich fachkundige Unterstützung dafür holen.

Kurzer Disclaimer: Sobald das Firmenkonstrukt etwas komplizierter wird, steigt natürlich auch die Komplexität bei der US LLC.

7. Wo siehst Du dich in den nächsten zehn Jahren? Weiterhin als Perpetual Traveler oder eher sesshaft in einem steuerfreundlichen Land?

Du fragst mich Sachen! Ich weiß nicht einmal, wo ich mich nächstes Jahr sehe 😃
Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass ich zwei bis drei Bases habe: eine bei meiner Familie in Spanien, eine in Lateinamerika und eine in Asien.

Eintauchen in das Leben in anderen Ländern, als digitale Nomadin lebt Stefanie mittendrin.

Folge Stefanie unbedingt auf Instagram und Facebook, ihre Fotos machen reiselustig!


Digitale Nomaden sind in einer Sondersituation, was die soziale Absicherung angeht. Sie leben außerhalb der traditionellen Sicherungssysteme, brauchen aber trotzdem zum Beispiel eine Krankenversicherung.

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