Lola hat sich im Winter für einen Hoteljob als Barkeeperin in Österreich anheuern lassen. Raus aus dem rheinischen Schmuddelwetter und rein in ein Schneeparadies.
Wer Teilzeitauswanderer ist oder es werden möchte, der hat vielleicht auch schon mal über einen Hoteljob oder Saisonjob nachgedacht. Die Vorteile liegen auf der Hand: Niedrige Einstiegshürden, keine Kosten für die Übernachtung und dort arbeiten, wo andere Urlaub machen.
Warum ich mich für einen Job im Schnee entschieden habe!
Eine kleine Zeitreise: Wir kommen gerade von unserem ersten Housesit in Frankreich zurück. Es ist ein feucht-frostiger Januar in Köln, die Laune im Keller. Am liebsten möchte ich direkt wieder weg, wenn da nicht dieses lästige Thema „Lebensunterhalt“ wäre.
Also muss ein Job her! Bis zu unserem nächsten Housesit sind nämlich noch drei Monate zu überbrücken. Entweder kellnern an Karneval in Köln oder ein Plan B, den es leider bis dato noch nicht gibt.
Ich tagträume: Am liebsten ein Job für drei Monate am Stück, am liebsten außerhalb von Deutschland. Dann erinnere ich mich an einen alten Kollegen, der irgendwo in Österreich arbeitet. Ich greife zum Hörer und rufe Tobi an: „Ah, Tirol…wo ist das Hotel…cool und ihr braucht noch wen an der Bar?“
Am nächsten Tag telefoniere ich für zehn Minuten mit dem Hoteldirektor und buche eine Stunde später mein Ticket. Zehn Tage später sitze ich im Zug vom verregneten Köln ins verschneite Ötztal.
Die größten Pluspunkte eines Hoteljobs zähle ich am Ende auf. Eine kleine Warnung gibt es allerdings auch, den Artikel also unbedingt bis zum Ende lesen!
Hoteljob: Perfekter Job für Weltenbummler oder Burnout-Garant?
In diesem Artikel wollen wir euch erfahrungsbasierte Einblicke geben, die euch zum Teil bestimmt überraschen werden.
1. Welche Arten von saisonalen Hoteljobs gibt es überhaupt?
Vom Tellerwäscher bis zum Millionär, äh, ich meine Hotelmanager, ist alles dabei. Läufer als Beispiel, auch Food Runner genannt, unterstützen im Restaurant beim Servieren und Abräumen.
Wer einen Führerschein hat und weiß, wie man einen Traktor fährt, der könnte Spaß am Hausmeisterjob im Hotel haben. Der parkt den Rolls Royce oder den Bentley, wenn die Gäste ausgeladen haben und eingecheckt sind. Er bedient aber auch den Schneepflug und die Schneefräse. Sowas hab ich zum ersten mal gesehen, als die Terrasse über Nacht einen halben Meter zugeschneit war. Unser Hausmeister hat mir während der Jause aber auch an der Theke geholfen, wenn es stressig wurde.
2. Wie komme ich an einen Hoteljob?
Es gibt viele Portale, die Hoteljobs anbieten. Auf hoteljob.de werden Angebote für Deutschland, Österreich und die Schweiz eingestellt. Hier kannst Du dich nach Saisonjobs im Sommer oder Winter in Österreich umschauen. Du kannst aber noch spezifischer suchen, direkt in der Region, in die Du möchtest, auf Seiten wie hoteljob.tirol o.ä. Falls Du selbst Ski fährst und schon in einem Hotel warst, das dir gut gefällt, schau doch dort nach offenen Stellen. Ich habe für meinen Hoteljob das gute alte Vitamin B genutzt.
3. Brauche ich eine Berufsausbildung für einen Hoteljob?
Eine Ausbildung ist nicht zwingend notwendig. Du kannst beispielsweise als Spüler oder Zimmermädchen anheuern, hier ist keine Vorerfahrung oder formelle Ausbildung nötig. In jedem Fall solltest Du aber organisiert und hart arbeiten können. Für Jobs an der Bar oder im Service ist eine Ausbildung hilfreich, aber auch kein Muss. Die besseren Verdienstmöglichkeiten hast Du aber mit einer Ausbildung.
Als Kellnerin oder Barman solltest Du allerdings Erfahrung mitbringen, diese ist absolut wichtig und Grundvoraussetzung. Hier zu schwindeln, um den „cooleren“ Job zu ergattern, ist nicht empfehlenswert. Mein Vorgänger im Vier-Sterne-Sporthotel war genau zehn Tage dort, bevor er postwendend den Heimweg antreten konnte. Hätte er sich etwas länger durchmogeln können und die Probezeit überschritten, hätte er zusätzlich noch eine Vertragsstrafe zahlen müssen.
An dieser Stelle kurz zum Thema Arbeitskräftemangel:
Im Moment herrscht auch in Hotels krasse Personalknappheit. Deshalb sei gesagt, dass Du auch ohne Ausbildung, mit Zuverlässigkeit, Engagement und Ausdauer einen guten Job landen kannst. Manche Positionen sind in der Vergütung auch verhandelbar. Chris ruft gerade von hinten rein: „Alles ist verhandelbar!“ 🙂
Du könntest deinem zukünftigen Arbeitgeber zum Beispiel vorschlagen, dass Du den Arbeitsplatz zu einem bestimmten Fixgehalt erst einmal antrittst. Später kann man dann nachverhandeln oder es wird am Ende einer erfolgreichen Saison ein Bonus ausgezahlt.
„Mit den nie aus der Mode kommenden Tugenden Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Fleiß kannst Du in jedem Fall punkten! Wenn dann noch Lernbereitschaft und Freundlichkeit hinzukommt, bist Du mit Sicherheit in jedem Hotel willkommen.
Lola – selbst viele Jahre Arbeitgeberin in der Gastronomie
4. Wieviel Geld verdient man bei einem Hoteljob?
Um möglichst konkrete Zahlen liefern zu können, habe ich einige meiner Kollegen aus dem Hotel angeschrieben. Ein Spüler verdient zwischen 1.500 und 2.000 Euro pro Monat, je nachdem wieviele Stunden er täglich arbeitet. Zimmermädchen bekommen etwa 1.850 Euro, wenn sie keine Erfahrung mitbringen. An der Rezeption kannst Du mit 2.000 Euro rechnen. Als Kellner liegt der Monatslohn bei 1.900 bis 2.200 Euro netto. Im Service oder an der Bar kommt das Trinkgeld noch oben drauf.
In Österreich habe ich mit Leuten aus einem halben Dutzend Ländern zusammengearbeitet. Einige sprachen gut Deutsch, andere nur ein paar Brocken. Es gab auch Mitarbeiter, die gar kein Deutsch, dafür aber Englisch konnten. Für Bewerber mit Berufserfahrung, die die Landessprache sprechen, fällt der Lohn höher aus.
Bei Saisonjobs wird immer netto verhandelt. Zudem kann am Ende ein Bonus ausgezahlt werden, der übrigens steuerfrei ist!
Mich hat wirklich aus den Schuhen gehauen, dass in der vergangenen Saison in Österreich um die Küchenchefs gesteigert wurde und dann Gehälter von bis zu 7.000 Euro fließen, mit Geschäftswagen on top.
Hast Du eine Saison in einem Hotel abgeschlossen, einen guten Job gemacht und es hat dir dort gefallen, dann ist die Chance groß, dass Du für die nächste Saison dort beim Gehalt nochmals nachverhandeln kannst.
5. Muss ich meinen österreichischen Saisonjob in Deutschland versteuern?
In Deutschland fallen keine Steuern für einen Saisonjob an. Du kannst dir am Ende des Jahres die in Österreich gezahlte Steuer sogar noch zurückholen. Das geht ganz einfach über einen Lohnsteuerjahresausgleich online.
6. Gilt meine Krankenversicherung auch im Ausland?
Aus dem Urlaub wissen die meisten, dass die deutsche Krankenversicherung auch innerhalb der EU gilt. Bei einem Hoteljob bist Du aber vor Ort krankenversichert. Ich habe für die Zeit bei meiner Krankenkasse pausiert – dafür musste ich einen Betrag von monatlich rund 60 Euro zahlen. Dies ist eine Anwartschaft, damit ich im Anschluss wieder in meine freiwillige gesetzliche Versicherung zurück kann. In Österreich brauchte ich glücklicherweise keinen Arzt, hätte aber alle medizinischen Einrichtungen nutzen können, sogar den Zahnarzt.
Während deines Hoteljobs hast Du übrigens auch deinen Wohnsitz in Österreich. Ich hatte eine Kollegin, die seit fünf Jahren gar nicht mehr in Deutschland gemeldet ist, sondern immer nur im jeweiligen Ort in Österreich, im Hotel, in dem sie gerade arbeitet. Sie macht zwischen zwei Saisons einen ausgedehnten Urlaub und dann geht es direkt zum nächsten Job.
Was Du unbedingt bedenken solltest, bevor Du einen Hoteljob annimmst!
Ich hatte eine 50-Stunden-Woche mit nur einem freien Tag.
Packe ich das? Wer sich für einen Hoteljob entscheidet, sollte ganz ehrlich mit sich sein. Meistens bleibt es nämlich nicht bei den 8 Stunden pro Tag, sondern eher bei 10 plus. Und mehr als nur einmal hatte ich erst nach 14 Tagen einen freien Tag. Da ich schon sehr lange in der Gastronomie arbeite, bin ich das gewohnt. Das ist aber nicht für jeden etwas und nicht jeder schafft das auch körperlich. Es heisst nicht umsonst, Gastronomie oder Hotel ist ein Knochenjob. P.S.: Die Überstunden wurden natürlich extra bezahlt.
Hoteljob in Österreich: Die größten Pluspunkte!
- Das Gehalt wird netto verhandelt.
- Kost und Logies sind inbegriffen.
- Du gibst während der Zeit so gut wie kein Geld aus.
- Du bist über den Job krankenversichert.
- Ein paar Monate ackern und dann abschalten!
- Am Ende des Jahres holst Du dir noch die Steuern zurück.
Fazit: Wenn Du bereit bist, hart zu arbeiten und lange Arbeitszeiten in Kauf nimmst, dann kannst Du gutes Geld verdienen und danach entspannt ein halbes Jahr reisen. Suchst Du dir dabei ein Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten wie zum Beispiel Indonesien, spielst Du das Spiel der New Rich: Geo-Arbitrage!
Hoteljobs und Saisonjobs sind also ideal für Teilzeitauswanderer.
Hast Du auch schon Erfahrungen mit Hoteljobs oder Saisonjobs gemacht? Schreib es uns gerne in die Kommentare!