Haussitting: Experten-Interview mit Housesitting-Nomade Vanessa

Haussitting fasziniert. Je angespannter die wirtschaftliche Lage wird, desto offener werden Menschen. Sie suchen nach neuen Wegen, mit weniger Geld mehr zu erleben. Die doch nicht so vorübergehende Inflation verschont unsere Urlaubskasse nicht, im Gegenteil. Reisen wird immer mehr zum Luxus.  

Haussitting ist als Konzept zwar anziehend, aber für viele immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Dabei ist es eine fantastische Möglichkeit, kurzfristig oder langfristig günstig Zeit im Ausland zu verbringen. Der perfekte Deal also für alle Teilzeitauswanderer

Wir sind zwar ambitionierte Housesitter, haben aber lange nicht den Erfahrungshorizont von Vanessa von den Housesitting Nomaden. Vanessa ist fast Full-Time-Housesitterin, sie hat nur noch eine Homebase im Haus ihrer Eltern. Dort wird ihre Post gesammelt, dort macht sie regelmäßig ihre Arzttermine, geht zum Friseur ihres Vertrauens und lässt ihr Auto durchchecken. 


Wenn ich unterwegs bin, vermisse ich meine Homebase, wenn ich zuhause bin, ruft mich das Fernweh.

Vanessa von den Housesitting Nomaden

In diesem Interview erfahrt ihr, wie ihr an Haussitting-Jobs kommt und warum Haussitting tatsächlich nicht für jeden geeignet ist. Vanessa verrät auch ihre Methoden, um sich für Hosts attraktiv zu machen. Wer Lust auf ausgedehnte und preisgünstige Auslandsaufenthalte hat, wird dieses Interview mögen.

Vanessa ist auf einem kleinen Bauernhof groß geworden und liebt Tiere.

Wie bist Du zum Haussitting gekommen, Vanessa?

Ich bin tatsächlich ein recht wurzelloser Mensch und schon immer viel umgezogen. Irgendwann wollte ich ein Zuhause, das ich mitnehmen kann und bin in einen Camper gezogen. Mit Corona war das finanziell für mich schwierig geworden und ich habe den Camper wieder verkauft. Gleichzeitig hat mich schon sehr lange der Wunsch begleitet, wieder ein Haustier haben zu wollen. Immerhin bin ich quasi auf einem kleinen Bauernhof aufgewachsen und war nie lange ohne Tiere. Da ich auch schon früher oft die Pflege von Nachbartieren übernommen hatte, war für mich Housesitting der logischste Schritt zurück in mein Reiseleben. Als Haussitter reise ich in meinen Augen auf eine sehr nachhaltige und entschleunigte Weise, von der alle Beteiligten, ob Mensch oder Tier, profitieren.

Wie hat es deinem Arbeitgeber gefallen, dass Du regelmäßig Haussitting machen wolltest?

Das war gar nicht so einfach. Ich habe lange keinen Arbeitgeber gefunden, der mir das Leben als digitale Nomadin ermöglichen konnte oder wollte. Meinen jetzigen Arbeitgeber habe ich gefunden, als ich schon als Housesitterin unterwegs war. Tatsächlich bin ich sogar samt Haussitting-Kater zum Onboarding für eine Woche ins Büro gekommen. Alle waren hellauf begeistert und haben mich auch von Beginn an unterstützt. Das war sicher auch ein bisschen Glück, aber vor allem möglich, da ich bereits bei der Bewerbung meinen Lebensstil als Teil von mir offen kommuniziert habe. Dabei habe ich mir auch Gedanken gemacht, welche Vorteile mein Arbeitgeber aus meinem Lebensstil ziehen kann und das dargestellt. In meinem jetzigen Aufgabenbereich kann ich problemlos innerhalb von Europa remote arbeiten und ich habe meine Stundenzahl pro Woche so gewählt, dass ich noch genügend Zeit für meine tierischen Mitbewohner habe.

Übrigens, die Einschränkung auf Europa ist für mich ein Kompromiss, den ich gerne eingegangen bin. Ich hätte mich sogar auf eine Reisebeschränkung innerhalb Deutschlands eingelassen, denn auch da gibt es viel zu entdecken. Mit der Beschränkung auf Europa stehen mir aber so viele Möglichkeiten offen, dass ich vermutlich Jahrzehnte brauche, um diesen nachzugehen.

Wie schaffst Du es, deine Festanstellung und das Freelancing während deiner Haussits auszubalancieren?

Tatsächlich hat sich das Freelancing für mich sehr gewandelt. Ich bin inzwischen mit meinem Job (35h/Woche) und dem Projekt Housesitting-Nomaden so ausgelastet, dass ich nur selten klassische Freelancer-Aufträge annehme. Diese sind dann auch rein remote möglich oder gerade an den Orten, an denen ich bin.

Dazu kommt vielleicht noch ein weiterer Punkt: Ich nehme vorzugsweise „größere“ Housesits an und bin dadurch immer mehrere Wochen bzw. sogar mehrere Monate an einem Ort. Das hilft auch bei der Planung für berufliche Termine. Für solche Termine vereinbare ich außerdem direkt von Beginn an eine Notfall-Vertretung. Sollte ich also wirklich beruflich für ein paar Tage unterwegs sein, übernehmen dann Nachbarn, Familie oder Freunde der Gastgeber für den kurzen Zeitraum.

Beim Housesitting kümmert Vanessa sich auch um die Haustiere und arbeitet von dort aus auch.

Ist Haussitting eigentlich für jeden geeignet?

Grundsätzlich ja, denn es gibt so extrem unterschiedliche Haussitting-Angebote wie es auch Housesitter gibt. Dabei ist aber sehr wichtig, dass man sich der Verantwortung bewusst ist, die man übernimmt. Jeder sollte sich fragen, ob er oder sie diese auch tragen möchte.

Was bedeutet es, Housesitting (fast) in Vollzeit zu machen? 

Für mich bedeutet es, extrem viel Planung und immer wieder viel Verantwortung zu übernehmen. Ich mag das sehr, nehme mir aber zum Beispiel auch bewusst meinen Urlaub als housessitting-frei. So habe ich auch Phasen, in denen ich wirklich frei habe und mich nur um mich selbst kümmern muss.

Wie kommst Du an gute Haussitting-Jobs? Was ist dein “Geheimnis”?

Da ich Öffentlichkeitsarbeit für das Thema Housesitting mache, kommen oftmals auch Angebote auf mich zu. Ich suche aber auch viel über spezielle Facebook-Gruppen und Portale wie TrustedHousesitters und Perfekte Tiersitter. Mein Geheimnis ist Ehrlichkeit und auf mein Bauchgefühl zu hören. Gibt es auch nur das kleinste Störgefühl, nehme ich einen Housesit nicht an – darum bitte ich übrigens auch meine Gastgeber sehr direkt. 

Was machst Du, um dein Profil möglichst attraktiv für Hausbesitzer zu machen? 

Ich zeige mich als Person auf Bildern, auch mit Tieren, die ich betreut habe und gebe einen Einblick in mein Leben. Ich spreche direkt meine eigenen Fähigkeiten und Schwächen (grüner Daumen) an und kommuniziere auch meine Erwartungen. Zudem arbeite ich viel mit Referenzen und Videocalls zum Kennenlernen.

Welche Schattenseiten hat das Haussitting in deinen Augen? 

Es gibt leider überall schwarze Schafe. Beim Housesitting kommt in letzter Zeit immer öfter das Thema auf, dass Haussits kurzfristig abgesagt werden – sowohl von Sittern als auch von Hosts. Teilweise werden die Gegebenheiten nicht richtig und ehrlich beschrieben oder Haussitting wird mit „Urlaub gegen Hand“ verwechselt. Zudem ist Housesitting im deutschsprachigen Raum bedauerlicherweise noch immer recht unbekannt oder auch mit Vorurteilen und Zweifeln behaftet, dagegen versuchen wir mit unseren Kanälen vorzugehen. Natürlich bist Du als Housesitter auch weniger frei in deinem Alltag, denn Du hast deine Aufgaben und Pflichten und manche Tiere können auch nicht alleine bleiben. Das sollte man bedenken, bevor man mit dem Housesitting startet.

Wie bekommst Du deine Beziehung und Housesitting unter einen Hut?

Mein Partner kennt mich als Reisende und hat die Möglichkeit mich auch immer wieder auf meine Housesits zu begleiten. Geht das mal nicht, lege ich auch gerne mal eine Pause zwischen zwei Sits ein und reise zu ihm. Eine offene und ehrliche Kommunikation hilft uns außerdem schon frühzeitig festzustellen, wenn irgendwo Zweifel oder Unstimmigkeiten aufkommen.

Gibt es vielleicht unerwartete Benefits im Leben eines Housesitters?

Die Menschen und Tiere, die man kennenlernen darf, sind für mich der schönste Benefit. Nicht immer, aber vereinzelt entstehen dadurch sogar Freundschaften oder es entstehen andere neue Kontakte durch Mundpropaganda.

Außerdem – seien wir mal ehrlich – wann hat man sonst die Möglichkeit, zu testen, wie andere leben!

Welche Plattformen nutzt Du, um Haussitting-Jobs zu finden?

Unsere eigene Facebook-Gruppe, TrustedHousesitters, Perfekte Tiersitter, Facebook und die gute, alte Mundpropaganda.

In welchen Ländern/Regionen machst Du deine Housesits?

Ich bin europaweit unterwegs und bewusst auch gerne viel in und um Deutschland. Für mich ist es immer wieder erstaunlich, mein eigenes Land auf so verschiedene Arten neu kennenzulernen. Für alle, die kein bestimmtes Ziel im Kopf haben, kann ich aber noch sagen, dass UK, USA, Neuseeland und Australien wohl die meisten Housesitting-Angebote haben. In anderen Ländern ist die Auswahl etwas kleiner, dafür gibt es aber auch weniger Mitbewerber.

Besucht Vanessa und Alex unbedingt auf ihrem Webauftritt Housesitting Nomaden. Dort findet ihr auch alle ihre Social Media Kanäle.

Wer noch tiefer in die Haussitting-Welt eintauchen möchte, dem empfehlen wir die folgenden Artikel:

Haussitter werden oder nicht? Pro und Kontra

Warum Du vor dem Kauf eines Ferienhauses unbedingt ein Housesitting machen solltest

Housesitter: So glamourös und verdammt günstig können Auslandsaufenthalte sein

Wir nutzen Trusted Housesitters für unsere Housesits und empfehlen diese Plattform auch allen unseren Freunden. Wenn Du auf diesen Affiliate-Link klickst, gibt es einen Rabatt von 25% auf die erste Jahresmitgliedschaft! Happy Housesitting!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert