Das beliebte Motto bei Instagram #homeiswhereyouparkit bringt Vanlife im Camper auf den Punkt.
Jasmin und Jannick haben sich einen Citroen Jumper gekauft, diesen ein halbes Jahr lang zu einem Van umgebaut und reisen damit seit Juli 2022 durch Europa. Aktuell sind sie in Österreich unterwegs.
Jasmin ist als Informatikerin ungefähr alle zwei Jahre umgezogen und Jannick ein beruflicher Tausendsassa, der zuletzt in Hamburg Autos verkauft hat.
Vanlife im Camper – die Vorteile:
- Du gibst deine Wohnung auf und lebst in einem Camper. So entkommst Du den immer weiter steigenden Mietkosten.
- Du möchtest unterwegs sein, aber mehr Komfort als beim Backpacking haben. Die Dusche und die Küche hast Du beim Vanlife im Camper immer dabei.
- Reisen und von unterwegs arbeiten, ohne teure Hotelkosten. Durch das Leben im Van hast Du viel Freiheit, bist ultra mobil und der Schreibtisch ist an Bord.
- Du hast immer alles dabei! Kein Packstress, keine Sicherheitskontrollen am Flughafen, keine verspäteten Züge.
- Minimalismus ist gefragt, denn im Camper muss alles seinen Platz haben. Weniger ist mehr ist hier der Leitsatz.
Hi Jasmin und Jannick!
Wir haben euch schon kurz vorgestellt, aber es gibt bestimmt noch etwas zu ergänzen, oder?
Jede Menge sogar! Seit wir im Auto wohnen, hat sich unser Leben – so wie auch wir uns – sehr stark verändert! Seit einem Jahr berichten wir zum Beispiel auf unserem Youtube-Kanal oder in unserem Podcast darüber, was bei uns so abgeht und womit wir uns beschäftigen.
Vanlife: Der Sparfuchs auf vier Rädern?
Als Teilzeitauswanderer sind wir immer auf der Suche nach neuen Modellen, budgetschonend zu reisen. Wir haben für uns das Housesitting entdeckt, weil es den größten Kostenpunkt, die Übernachtungen, ausradiert. Vanlife im Camper ist auch frugal oder ist das ein Vorurteil?
Das Leben im Camper kann sehr günstig, aber auch sehr teuer sein. Das kommt immer auf den jeweiligen Reisestil an. Man kann seine Kosten drastisch reduzieren, indem man zum Beispiel da, wo es erlaubt ist, frei steht und so, genau wie beim Housesitting, keine Übernachtungskosten hat. Campingplätze kosten schnell mal 25 bis 40€ pro Nacht. Wenn man im Camper lebt, möchte man selbstverständlich auch viele verschiedene Länder bereisen. Unsere höchsten Ausgaben sind Spritkosten und Lebensmittel. Je langsamer man sich fortbewegt, desto geringer sind die Spritkosten. Vorteile bietet außerdem das antizyklische Reisen: Wenn man nicht in der Hauptsaison unterwegs ist, sind die Preise oft günstiger. Des weiteren schont es den Geldbeutel, wenn man Touristengebiete meidet und bewusst Länder bereist, in denen die Lebenshaltungskosten geringer sind als in Deutschland.
Osteuropa wäre da ein Beispiel. Je nachdem, in welchem Land wir sind und wie viel wir uns gönnen (Restaurantbesuche, Sehenswürdigkeiten etc.) ist für uns das Leben im Van günstiger als zuvor in einer Wohnung in Hamburg. Da die Kosten jeden Monat von Land zu Land unterschiedlich sind, ist es schwierig, einen Mittelwert anzugeben. Wir haben unsere Wohnung in Deutschland aufgegeben und sparen so schon jeden Monat über 700€ Mietkosten ein.
Vermutlich kommt euch diese Frage aus den Ohren raus, aber wir wollen sie für unsere Leser trotzdem stellen: Wie finanziert man sich so ein Vanlife im Camper?
Da gibt es verschiedenste Methoden. Die entspannteste wäre wohl, von Rücklagen, Ersparnissen oder von passivem Einkommen zu leben. So hat man genug Zeit, die Reise zu genießen und muss sich auf nichts anderes konzentrieren. Sollte man einen Remote-fähigen Job haben, gäbe es die Möglichkeit, von unterwegs aus – zum Beispiel als Programmierer – sogar in Festanstellung zu arbeiten. Das sogenannte freelancen ist ebenfalls eine gute Möglichkeit, sich das Leben im Camper zu finanzieren. Da gibt es sehr viele Möglichkeiten, wie man auch als Quereinsteiger vom Laptop aus arbeiten kann. Texte übersetzen, Social-Media-Management, Virtual-Assistent wären ein paar.
In unserem Fall ist es eine Mischung: Jasmin ist drei Tage die Woche fest angestellt und Jannick ist selbstständig und kümmert sich um unsere Social-Media-Kanäle wie YouTube, den Podcast, Instagram und Co. Daran arbeiten wir selbstverständlich beide, aber da Jasmin noch fest angestellt ist, kann sie natürlich weniger Zeit aufwenden. So haben wir es bereits geschafft, uns ein Nebeneinkommen aufzubauen.
Vanlife im Camper – die ungeschminkte Wahrheit
So wie alles im Leben muss auch das Vanlife im Camper Nachteile haben. Das Schöne am Bloggen ist ja, dass man keine Redaktion und keine Werbepartner im Nacken hat, die einem eine bestimmte Linie vorgeben. Wir möchten bei Teilzeitauswanderer ganz ungeschminkt über die verschiedenen Reisemodelle sprechen. Also: What’s the Good, the Bad and the Ugly?
Es gibt ein paar Probleme, die wohl jeder Van-Reisende hat: Man ist die meiste Zeit nicht bei seiner Familie oder seinen Freunden, der Platz im Auto ist stark beschränkt und alles erfordert mehr Zeit, als man es gewohnt ist. Sonst gibt es noch ein paar Problemchen, die aber sehr individuell sind. Zu zweit in so einem Camper zu leben, wäre sicherlich nicht jedermanns Sache. Außerdem wird wohl auch nicht jeder damit klarkommen, dass man dem Wetter deutlich mehr ausgesetzt ist als im normalen Alltag. Bei Regen sitzt man dann im schlimmsten Fall auch mal zwei Tage zu zweit auf unter 10 qm und muss sich irgendwie beschäftigen. Auch die wärmeren Temperaturen spürt man im Auto deutlich mehr, da es sich schneller aufheizt, als zum Beispiel ein Haus. Man sollte sich auch darauf einstellen, dass man sich mehrmals die Woche mit seinen eigenen Ausscheidungen beschäftigen muss, da diese nicht einfach im Abwasserrohr verschwinden wie in einer Wohnung.
Das Leben im Van bietet dafür aber auch zahlreiche Vorteile: Wir sehen viel von Europa.
Wir sind frei und können dem schlechten Wetter davonfahren!
Jasmin & Jannick – Frei Dank Van
Wir lernen zu schätzen, was wirklich wichtig ist im Leben. Und das ist weniger als die meisten denken.
Jasmin & Jannick – Frei Dank Van
Noch zwei praktische Fragen: Darf ich mit einem Van überall in Europa einfach so stehen? Kann man auch in Deutschland in einem Van wohnen?
Der alte VW-Bus, der auf einer Wiese am See steht, ist eher ein Instagram-Phänomen. In den meisten Ländern ist das sogenannte frei stehen verboten oder wird maximal geduldet. In Deutschland zum Beispiel ist Wildcampen generell verboten. Mit seinem Wohnmobil auf einem normalen Parkplatz für eine Nacht zu stehen, um dort zu schlafen, ist hingegen erlaubt. Dabei darf man dann aber nicht seine Markise ausfahren und das Campingzubehör vor dem Auto verteilen und den Grill anwerfen. Generell würden wir empfehlen, unauffällig und rücksichtsvoll zu sein, keinen Müll oder dergleichen zurückzulassen und nicht negativ aufzufallen. Wir hatten so bisher keine Probleme und wurden immer geduldet. Natürlich hat man auch mal das Gefühl, dass man an einem Ort unerwünscht ist oder wird sogar von Einheimischen darauf hingewiesen. Dann fährt man einfach weiter, wir sind bisher immer irgendwo untergekommen! Das dauerhafte Wohnen in einem Van in Deutschland funktioniert über Umwege. Wenn man eine Meldeadresse hat, kann einen ja genau genommen keiner dran hindern…
Was sind eure Pläne für die Zukunft? Komplett auswandern, Perpetual Traveler oder Auswandern in Teilzeit?
Gute Frage, nächste Frage! Unser ursprünglicher Plan war: Ein Jahr im Van leben. Diesen Plan haben wir gerade um ein weiteres Jahr verlängert. Wir können es uns jetzt einfach nicht vorstellen, im schlimmsten Fall wieder in eine deutsche Großstadt zu ziehen und einen „normalen“ Alltag zu haben. Das Leben im Auto gefällt uns so gut, dass wir so erst mal weiter machen werden. Ob wir dann zurück nach Deutschland gehen oder irgendwo anders landen, das wissen wir nicht. Wir lassen alles auf uns zukommen und gehen bzw. fahren mit offenen Augen durch die Weltgeschichte. Wir mögen es total, dass wir oft morgens nicht wissen, wo wir abends stehen. Man lernt so viel über die verschiedenen Länder und Leute, trifft Gleichgesinnte und hat auch viel mehr Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. Wir sind selbst sehr gespannt, wo wir in fünf Jahren stehen und was wir machen. Wir lassen uns überraschen!
Vielen Dank für dieses Interview, Jasmin und Jannick! Wer die Abenteuer der beiden Vanlifer verfolgen möchte, findet auf ihrer Webseite „Frei Dank Van“ alle Social Media Kanäle.